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Die ältesten Besiedlungsspuren auf Kirchheimer Gemarkung gehen bis in das 6. Jahrhundert zurück. Bei Ausgrabungen fanden sich mit Bandornamenten und Spiralmustern verzierte Gefäße von Ansiedlungen der jüngeren Steinzeit (3500-1800 v. Chr.). Die zum Teil reich ausgestatteten Reihengräber aus der Merowingerzeit lassen auf die frühe kirchliche Bedeutung des Dorfs Kirchheim schließen. Die erste schriftliche Erwähnung "Chirichheim" gibt eine im Lorscher Codex für das Jahr 767 überlieferte Urkunde. Spätere Schreibweisen wie "Circheim" (1197), oder "Kirchem" (1271) gehen auf den althochdeutschen Wortstamm "chirihha" = Kirche zurück.
Das Kirchheimer Gerichtssiegel von 1622 zeigt eine im romanischen Stil erbaute Kirche. Diese ist auf einer hügelartigen Erhebung erbaut und bildet das Zentrum des sich entwickelnden Dorfs Kirchheim. Der Siedlungskern gruppiert sich um den unterhalb der Kirche ausbreitenden See. Die Straßenbezeichnungen Obere und Untere Seegasse erinnern noch heute an dieses ursprüngliche Seegebiet.
In Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts tritt der Adel von Kirchheim auf. Diese Freiherren von Kirchheim sind Lehensnehmer des Bischofs von Worms. 1276 vermachen Konrad von Kirchheim und seine Ehefrau Petrissa ihre Güter in Kirchheim dem Kloster Schönau. Ein beträchtlicher Teil des Grundbesitzes in Kirchheim geht somit auf das Kloster über.
Das Schönauer Kloster und das Stift Neuhausen erscheinen im Dorfweistum von 1432 gemeinsam als Dorf- und Gerichtsherren und haben die niedere Gerichtsbarkeit inne. "Uff der Kirchheimer Höhe" (am Kirchheimer Weg, Ecke Diebsweg/Speyerer Straße) tagt drei bis vier mal im Jahr das Zentgericht. Durch dieses Gericht besitzt Kirchheim eine herausragende Stellung.
Im 30jährigen Krieg wird das Dorf stark zerstört, die Kirche schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbauphase setzt der Pfälzische Erbfolgekrieg mit der Niederbrennung des Dorfs 1689 ein jähes Ende. In dieser Notlage erbitten die Kirchheimer vom Landesfürsten die Zuweisung von Bauholz für den Wiederaufbau. 1766 haben sich wieder über 350 Menschen in Kirchheim angesiedelt, sehr viele arbeiten in der Landwirtschaft. 1861 beträgt die Einwohnerzahl fast 2.000 Menschen.
Die Eröffnung der Eisenbahnstation 1865 hat zur Folge, daß die Kirchheimer in den in Heidelberg und Umgebung sich entwickelnden Betrieben zunehmend Arbeit finden. Die Zahl der im landwirtschaftlichen Broterwerb stehenden Menschen nimmt dagegen ab. Zigarrenfabriken produzieren in Kirchheim, 1898 wird eine Kettenfabrik gegründet. Der soziologische Strukturwandel wird deutlich im Zuge der Ansiedlung der Waggonfabrik Fuchs an der Gemarkungsgrenze Rohrbach/Kirchheim um 1900. Handel und Handwerk erleben eine stürmische Aufwärtsentwicklung. 1910 eröffnet die Straßenbahnlinie Heidelberg - Kirchheim. Sie stärkt die Verbindung zu Heidelberg.
1920 wird Kirchheim Stadtteil Heidelbergs. Die Eingemeindung bringt Heidelberg eine beträchtliche Erweiterung der verfügbaren Bauflächen. Mit über 300 Wohnungen im Hüttenbühl, im See, im Höllenstein und im Brenner wird der Wohnungsbau angekurbelt und der auf fast auf 8.000 Einwohnern angewachsenen Bevölkerungszahl Rechnung getragen.
Das heutige Kirchheimer Ortsbild, einst nach Gemarkungsfläche und Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe der stärkste bäuerlich strukturierte Vorort, zeigt nach Aussiedlungen der Höfe nur noch vage Erinnerungen an seine alte Struktur. Der Prozeß der Verstädterung ist weitgehend fortgeschritten. Im Norden und Südwesten entstehen moderne Wohngebiete aus Reihenhäusern und Wohnblocks. Kirchheim ist auf dem Weg, Heidelbergs größter Stadtteil zu werden. |